Ein IT-Kongress von Azubis für Azubis und Schüler findet am Mittwoch, 13. November, von 9 bis 14.30 Uhr im Göttinger Felix-Klein-Gymnasium, Böttingerstraße 17, statt. „Know IT“ nennt sich das Format.
Der Kongress, der zum sechsten Mal durchgeführt wird, bietet zwölf Fachvorträge. Gehalten werden sie von Auszubildenden. Bei einer Podiumsdiskussion tauschen sich Schüler und Azubis über das Thema „1000 Likes und keine Freunde – Macht uns die Digitalisierung einsam“ aus. An Infoständen von neun regionalen Ausbildungsbetriebe beantworten IT-Lehrlinge die Fragen junger Besucher. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das gegenüber vom Gymnasium liegt, führt Teilnehmer durch die Labore und Werkstätten.
„Bisher haben sich 224 Jugendliche von zehn Schulen aus Südniedersachsen angemeldet“, berichtet Philip Schmidt vom Veranstalter, der Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement (gpdm). Sie richtet den Kongress gemeinsam mit dem IT Innovationscluster Göttingen aus. „Bei der Auswahl der Teilnehmer achten wir darauf, dass nur die wirklich Interessierten kommen, Schüler, die in Informatik- oder Robotik-AGs mitarbeiten oder einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt haben“, ergänzt Roger Voigtländer, der das gpdm-Team in Kassel leitet.
Bitcoin, gläserne Daten und krankmachende SmartphonesVier der zwölf Vorträge werden von Auszubildenden im zweiten Lehrjahr der Göttinger Prof. Schumann GmbH gehalten. Über das „Magic Internet Money“, Bitcoin, spricht Jan Riedel, der Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung lernt. Er verrät, wie die digitale Währung gegen Manipulationen geschützt wird. Christian Oberlies warnt vor gläsernen Daten. Er zeigt den Schülern, wie Arbeitgeber durch die Auswertung sozialer Medien viel über Bewerber herausfinden können.
Das Smartphone kann krank machen, gibt Marco Emmel zu bedenken. „Durch das ständige Herabblicken wächst uns im Nacken ein zusätzlicher Wirbel, so dass wir am Ende nicht mehr aufblicken können“, scherzt er. Über sogenannte NFC-Implantate informiert der angehende Fachinformatiker Florian Serwazi. Die Chips unter der Haut ersetzen bereits in einigen Firmen die Schlüssel zu Bürotüren und dienen zudem der Arbeitszeiterfassung.
Azubis lernen beim Kongress, vor großen Gruppen zu sprechen„Unsere Auszubildenden bereiten ihre Präsentationen während der Arbeitszeit intensiv vor“, erklärt Schumann-Personalchefin Angelika Rippel. Sie lernten bei dem Kongress, vor großen Gruppen zu sprechen und Themen, die sie sich erarbeitet hätten, zu präsentieren und gegen Einwände zu verteidigen, ergänzt Geschäftsführerin Städtler-Schumann. Das helfe ihnen bei der Arbeit beim Kunden.
„Die am Kongress teilnehmenden Betriebe machen sich bei Schülern bekannt“, sagt Voigtländer. Dass werde immer wichtiger, da es zunehmend ein „Hauen und Stechen“ um Auszubildende gebe. Besonders scharf sei der Wettbewerb bei den Berufen der Informationstechnologie, die mit der Digitalisierung der Wirtschaft an Bedeutung gewinnen würden. Weil Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt rar seien, bildeten zunehmend auch branchenfremde Unternehmen Fachinformatiker aus – etwa Speditionen, Industriebetriebe und Supermarktketten.
Andreas Redeker spricht von „gesuchten Experten“„Fachinformatiker sind gesuchte Experten“, ergänzt Andreas Redeker, der Göttinger IT-Clustermanager. Auszubildende hätten gute Chancen, übernommen zu werden. Sie stiegen schnell auf. Die Ausbildung sei allerdings anspruchsvoll. „Wir suchen junge Menschen, die wirklich für das Thema brennen“, betont Geschäftsführerin Städtler-Schumann. Das sei ihr wichtiger als große Vorkenntnisse.
Vom Studium zur Ausbildung„Ich habe eine Bewerbung geschrieben und wurde sofort genommen“, erzählt Jan Riedel (23). Der Göttinger Realschüler hat an der Berufsbildenden Schule II sein Abitur mit Schwerpunkt Informatik gemacht und dann ein Studium begonnen. Er brach es ab, hatte ein Vorstellungsgespräch bei der Prof. Schumann GmbH und lernt nun Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung.
„Ich habe schon mit neun Jahren an Computern gebastelt“, erzählt Marco Emmel (25). Sein Studium der Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Clausthal finanzierte sich der gebürtige Seesener mit Computerreparaturen und der Organisation von Netzwerken. „Irgendwann erkannte ich, dass mir das mehr Spaß macht als das Studium“, berichtet er. Er orientierte sich neu. Heute lernt er bei der Prof. Schumann GmbH Fachinformatiker für Systemintegration. Dort an der Weender Landstraße 23 traf er zu seiner Überraschung einen ehemaligen Kommilitonen, Christian Oberlies (28). Der gebürtige Northeimer ist auch in eine Ausbildung gewechselt.
Quelle:
Artikel des GT vom 9. November 2019